Tunesien 2006

Sonntag 16.4, Aufbruch nach El Borma (Marco, Raffaele, Schradt, Carsten)
Carsten (mit Ergänzungen von Marco):Marc hat andere Pläne und Lars haben wir ja am Vorabend ja nach Douz verabschiedet. So sind wir also nur nur noch 4, die Richtung Kamour aufbrechen. Wir tanken aus dem 200 Liter Fass, das hier die Zapfsäule ersetzt, voll. Im Preis ist der volle Service, d.h. Transport des Sprits mit dem 5 L Ölkanister vom Fass zum Moped, bereits enthalten.
Die Abrechnung ist ein Drama: Wie viele 5 Liter Kanister wurden ganz oder halb in welchen Tank gekippt. Das Ganze mit viel Palaver (wir vertreten durch: Kanzlei Raffaele & Schradt) auf einen Zettel gekritzelt und dann mit dem Handy zusammengerechnet. Hier kommt dann auch der Preis zur Sprache: 2 Dinar/Liter werden gefordert, aber mit dem Verweis auf die Konkurrenz und etwas handeln werden es schließlich 1,60 Dinar/Liter. Handeln nach dem Tanken ist also nicht die schlechteste Idee... ein Modell für daheim ;-).
Über Piste, Dünenfelder und querfeldein geht es nach Kamour.

Pipeline, ein paar große Ölbunker und eine kleine "Festung" zur Bewachung der Schranke, das ist Kamour. Die freundlichen Militärs kontrollieren die Pässe und die Schranke zum Sperrgebiet hebt sich.
Ein paar km weiter auf der Piste und Schradt's Vorderreifen ist platt - Snake Bite und Ventilansatz angerissen, wenn schon denn schon. Reifenwechsel in sengender Hitze - aber so schnell wie er ihn kaputt macht hat er auch den Ersatzschlauch aus Marcos Hamsterbacke (leider kein Motocross-Schlauch ... wir werden sehen !) montiert.

Die Fahrt läuft trotz der Hitze gut, auf Nebenpiste, durch ausgedehnte Dünenfelder und breite Einschnitte. Die kurze Mittagspause verbringen wir im spärlichen Schatten der Katis, vielleicht sollten wir das nächste Mal etwas fülligere "Adventures" nehmen ;-).

Wir kämpfen uns durch ein Tal mit viel Sand. Fahrspuren sind nur noch selten zu entdecken und die Routenwahl wird durch die Hänge und die Pipeline begrenzt, Ausweichen ist nicht - also durch.
Schradt hat heftige Rückenschmerzen, die ihn sichtlich behindern (Schradt: Aufheben der beladenen LC8 alleine unmöglich), wahrscheinlich eine Nachwirkungen vom Überschlag. Gibt mir die Möglichkeit wenigstens beim Schradt das Soll auf meinem Aufhebe-Hilfe-Konto zu verringern, bei Raffaele und Marco habe ich sowieso schon Insolvenz angemeldet. Hier ein GROSSES

an Euch, die mir immer geholfen haben wenn es alleine nicht mehr weiterging.
Wir kämpfen also vor uns hin bis denn Marcos Motor so komische Geräusche macht. Geräusche die man nicht ignoriert und die einen SOFORT den Motor ausschalten lassen. Motor aufmachen im Sand ? Nein, muss nicht sein.
Also geordneter Rückzug: Gepäck wird verteilt und GPS-Punkt gesetzt. Marco darf, wo immer möglich, auf Raffaele's Sozius Platz nehmen und muss in den schwierigen Passagen zu Fuß gehen. Wieder muss er laufen , die ersten 5km war nicht an eine Fahrt zu zweit auf einer LC8 zu denken, aber seine Motivation, seine Bereitwilligkeit zu helfen und seine trotz allem gute Laune sind scheinbar unbegrenzt.

Für normale Umfaller und low-speed Ablegen im Sand gibt's schon lang keine Wertungspunkte mehr. Aber als Raffaele mit Marco hinten drauf beim Durchfahren einer längeren Sandfelds ins schlingern gerät und die Beiden sich zusammen lang machen ist das mal was Neues und sie sammeln wertvolle Punkte in der Sozius-Kategorie.

Marco:
Mir brannte ordentlich der Arsch auf Raffaeles Sitzbank. Aber ich muss sagen, Raffaele ist ein Super-Fahrer. Seine LC8 hat auch ordentlich unter mir gelitten. Bei Tempo 80-100 hat der Desert ein paar Mal ordentlich am Heck angeschlagen und die Entlüftungsschraube vom hinteren Bremssattel hat einen schönen Stempel in den rechten Acrapovic-Dämpfer gedrückt als Andenken an diese Fahrt. In dieser Situation zeigte sich wieder mal der tolle Zusammenhalt in der Gruppe. Nochmal DANKE an alle.

Carsten:In Kamour angekommen, bemühen sich die Militärs hilfsbereit einen Kontakt für das Bergen des Mopeds zu besorgen, aber es klappt nicht. Also setzen wir den Rückzug fort und erreichen mit dem allerletzten Licht wieder Ksar Ghilane.

Marco:Ich habe noch bis Mitternacht auf dem Turm in Ksar Ghilane gesessen (nur dort Handy-Empfang) und mit ADAC den Abschlepper für den nächsten Tag organisiert. Dann wollte ich todmüde und mit leerem Magen ins Zelt kriechen, die Jungs hatten mir eine Fanta und ein Fladenbrot hinein gelegt. Sehr, sehr dankbar schlang ich dies hinunter und schlief sofort ein.